Bayern – Shenzhen, China - PILOTPROJEKT - Chinesische Lehrer in Bayern – CLiB. Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung über die Fortbildung von Berufsschullehrern zwischen dem Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst und dem Referat für Bildung der Stadt Shenzhen in China, startete im März 2017 das Projekt „Chinesische Lehrer in Bayern“, kurz CLiB. Organisatorisch wird dieses Lehrerfortbildungsprogramm für chinesische Lehrkräfte von der Hanns-Seidel-Stiftung in München unterstützt und begleitet. Die Staatliche Berufsschule I in Kempten und die Johann-Bierwirth-Schule in Memmingen sind für die Durchführung des Pilotprojektes verantwortlich.
Das Projekt CLiB hat einerseits zum Ziel, chinesische Lehrer mit der Struktur des deutschen beruflichen Bildungswesens, insbesondere dem dualen System der Berufsausbildung, mit den Gesetzen und Vorschriften des Schulverwaltungssystems und mit der Schulfinanzierung vertraut zu machen. Andererseits steht das deutsche Verständnis von Bildung im Mittelpunkt, welches zum Ziel hat, die berufliche Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Grundlage dafür ist ein problemlösender, kompetenz- und handlungsorientierter Unterricht, der professionell vorbereitet und durchgeführt werden muss. Hier sollen die Fähigkeiten und Fertigkeiten der chinesischen Lehrkräfte ausgebaut werden.
Das Fortbildungskonzept ist modular aufgebaut und gliedert sich in 3 Abschnitte, die abwechselnd in China und Deutschland durchgeführt werden:
In der Vorbereitungsphase, im August und im Oktober 2017, wurden die 30 teilnehmenden chinesischen Lehrkräfte, die aus verschiedenen beruflichen Schulen ausgewählt wurden, in Shenzhen im Rahmen eines zweiwöchigen Seminars, das von einem deutschen Lehrer vor Ort geleitet wurde, in das duale System der deutschen Berufsausbildung und in das Konzept des handlungsorientierten Unterrichts eingeführt. Bereits hier hatten die Kursteilnehmer die Möglichkeit, handlungsorientierte Unterrichtssequenzen unter professioneller Anleitung, selbständig zu erarbeiten.
In der Hauptphase, November und Dezember 2017, sind die chinesischen Kolleginnen und Kollegen für 8 Wochen in Deutschland. Hier werden sie in einem dreiwöchigen Lehrgangsprogramm im thüringischen Berufsbildungs- und Technologiezentrum Rohr-Kloster handlungsorientierten Unterricht in der Praxis erleben. Drei Wochen wird die Gruppe im Allgäu verbringen. Neben Besuchen von Betrieben und Bildungsinstitutionen werden auf der Grundlage des modular aufgebauten Schulungskonzepts die verschiedenen Aspekte der beruflichen Bildung wie zum Beispiel problemlösender Unterricht, Handlungsorientierung, Teamfähigkeit und Schülerselbsttätigkeit vorgestellt und die dazugehörigen Unterrichtsmethoden vermittelt. Um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Themen Umwelt, Energiegewinnung, Energieeinsparung und Klimaschutz zu sensibilisieren wird dabei auch die Umweltpädagogik ein wichtiges Thema sein. In den letzten beiden Wochen betreuen dann die Staatliche Berufsschule I Kempten, die Staatliche Berufsschule Lauingen, die Johann-Bierwirth-Schule Memmingen und die ‚Staatliche Berufsschule Nördlingen jeweils 7 bzw. 8chinesische Lehrkräfte. Diese haben dort die Möglichkeit, unterstützt von den bayerischen Kolleginnen und Kollegen, im Unterricht zu hospitieren und selbstständig Unterrichtssequenzen zu erarbeiten, die sie dann im Anschluss mit der Unterstützung eines Dolmetschers in den Klassen umsetzen und unterrichten dürfen. Begleitet werden die Hospitationen und Unterrichtsversuche durch zielgerichtete Vor- und Nachbesprechungen. Den Teilnehmern sollen unterschiedliche Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie eine Zielvorgabe im Lehrplan konkret in einen schülerzentrierten und handlungsorientierten Unterricht umgesetzt wird und dabei die Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden, um daran anknüpfend die berufliche Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler gezielt zu erweitern.
Mit diesem Rüstzeug sollen die chinesischen Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer befähigt werden selbständig Unterricht zu planen und vor Ort in China mit ihren Schülern durchzuführen. Ein guter Unterricht muss immer einerseits auf die Ziele im Lehrplan und andererseits auf die Schülerinnen und Schüler als Adressaten abgestimmt sein. Eine Beurteilung des Erfolges der bisher durchgeführten Fortbildung kann deshalb nur vor Ort in China mit den Schülerinnen und Schülern erfolgen, mit denen die chinesischen Lehrerinnen und Lehrer täglich konfrontiert sind. Deshalb wird die Evaluationsphase des Pilotprojekts im Sommer 2018 wiederum in China durchgeführt. Dabei werden die chinesischen Kolleginnen und Kollegen von bayerischen Lehrern im Unterricht besucht, um ihnen ein Feedback über ihre Fortschritte und gewonnenen Kompetenzen im handlungsorientierten und schülerzentrierten Unterricht zu geben.
Mithin soll das CLiB-Modell nicht nur dem Wissenserwerb und der Kompetenzsteigerung der beteiligten chinesischen Lehrkräfte dienen, sondern diese Fortbildung soll auch dazu beitragen, dass die Partnerschaft zwischen Shenzhen und Bayern weiter vertieft wird.