Am 29.11.2017 machten sich die beiden Elektro-Handwerkerklassen E10c und EG11a mit drei Lehrern auf den Weg nach München. Ziel war nicht das Deutsche Museum oder eine andere, über die Landesgrenzen hinaus bekannte Sehenswürdigkeit, sondern das Kanal- und Abwassersystem der Landeshauptstadt. Nach einem kurzen Fußmarsch durch die Fußgängerzone und der Betrachtung des Glockenspiels am Marienplatz ging es zunächst in den für jedermann zugänglichen Untergrund zur U-Bahn in Richtung Schwabing. In der Akademiestr. trafen wir uns mit drei Angestellten der Stadtwerke. Nach einem kurzen historischen Abriss über die Notwendigkeit und der Entwicklung der Stadtentwässerung vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert stiegen wir in den ältesten Münchner Abwasserschacht aus dem Jahre 1884 hinunter. Dieser wurde noch von Max von Pettenkofer geplant und wird bis heute noch genutzt. Die Geruchsbelastung ist zwar vorhanden, hielt sich aber in Grenzen. Um so erstaunlicher war die Temperatur im Tunnelsystem, es war geradezu warm. Grund dafür ist das Abwasser von zwei Brauereien, die ganz in der Nähe fast 40°C warmes Brauwasser einleiten. Die darin enthaltene Hefe lässt in den Kanälen überall einen Pilz wachsen, was durchaus für ein gruseliges Ambiente sorgt.
Die zweite Station unserer Tour war ein paar Kilometer entfernt, wir fuhren mit der U-Bahn zu einem Regenüberlaufsystem, welches bei Starkregen die Abwässer über einen 1500 Meter langen Tunnel direkt in die Isar ableitet. Am Eingang konnten kuriose Fundstücke „bewundert“ werden, die die Kanalarbeiter über die Jahre aus dem Wasser gefischt haben, von Handys über Besteck bis zu Gebissen. Unser Tourführer verstand es, uns neben technischen Daten die Unterwelt durch zahlreiche Geschichten und Anekdoten näher zu bringen. Parallelen zur Filmwelt im „Dritten Mann“ und zu den Partys die in seiner Jugend in diesen Gängen gefeiert wurden waren greifbar. Probleme mit Fett in der Kanalisation gibt es übrigens nicht nur in London, auch München hatte schon mit einem Abwasserkanal Probleme, welcher auf einer Länge von etwa 150m mit einem Fett-und Laugenpropfen verstopft war.
Obwohl das Kanalsystem bereits Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, mussten durch die vorausschauende Planungen keinerlei Veränderungen vorgenommen werden, als 1925 die erste Kläranlage Münchens in Freimann entstand. Die damaligen Abfallprodukte waren noch frei von jeglichen Chemikalien und wurden direkt zum Düngen verwendet.
Weiter ging es zur dritten Station, dem kleinsten Münchner Regenrückhaltebecken. Alle Besucher waren sichtlich beeindruckt von der Säulenhalle in der immerhin 40000 Kubikmeter Wasser Platz haben. Die Stimmung dort unten ist so unwirklich, dass sogar MTV schon angefragt hat, ob dort die Verleihung der Music Awards stattfinden könne.
Einige Schüler zeigten sich durchaus nachdenklich wie viel Aufwand allein hinter der Ableitung von Wasser steckt und begannen ihr Wasserkonsumverhalten kritisch zu hinterfragen.
Nach soviel Düsternis und Untergrund stand allen der Sinn nach etwas buntem Leben, wir brachen also auf zur Theresienwiese, dort konnten sich alle auf dem Winter-Tollwood an zahlreichen Essensständen aus aller Herren Länder stärken und die Kunsthandwerkerszene besuchen, die auf dem dortigen Weihnachtsmarkt ausstellt.
Voll mit neuen Impressionen und Eindrücken ging es dann wieder Richtung Allgäu, der Tag war ein voller Erfolg und auch die mühsame Rückreise mit Bahnausfall und Schienenersatzverkehr konnte der guten Stimmung keinen Abbruch tun.